Eigene Kerzen herstellen: Wachstypen, Düfte, Formen, Sicherheit
Ob Sie Ihre Technik verfeinern oder neue Kerzenstile ausprobieren möchten — dieser Leitfaden behandelt die zentralen Entscheidungen, die Leistung und Optik bestimmen: Wachsauswahl, Duftstrategie, Dochtwahl, Formen/Behälter und Sicherheit. Sie erhalten außerdem zwei Schritt-für-Schritt-Projekte (eine Soja-Glas-Kerze und eine Bienenwachssäule) sowie Fehlersuche und Best Practices zur Verbesserung Ihrer Ergebnisse.
![]()
Werkzeuge und Materialien, die Sie benötigen
- Wärmequelle: elektrische Heizplatte oder Wasserbad (offene Flamme unter Wachs vermeiden).
- Schmelztopf oder Gießkanne (Edelstahl oder Aluminium).
- Genaues Thermometer (Sofortableser oder Messsonde).
- Waage (0,1 g Genauigkeit für Duftstoffe und Dochtlaschen).
- Dochte (Baumwolle oder Holz), Dochtaufkleber oder Heißkleber, Dochtzentrierwerkzeug.
- Behälter oder Formen (hitzebeständiges Glas/Gläser, Dosen, Silikon- oder Polycarbonatformen).
- Wachs (Soja, Paraffin, Bienenwachs, Mischungen) und optionale Zusätze (z. B. Vybar für Paraffin).
- Duftöle oder ätherische Öle, Farbstoffe (flüssig oder Chips; keine Wachsmalstifte).
- PSA: hitzebeständige Handschuhe, Schutzbrille, langärmlige Kleidung.
- Papiertücher, Isopropylalkohol und ein feuersicherer Arbeitsplatz.
Wachstypen und wann man sie verwendet
- Sojawachs
- Am besten für: Kerzen in Behältern; glatte, cremige Oberfläche; sauberere Verbrennung.
- Vorteile: erneuerbar, guter Cold/Hot-Throw bei richtiger Reifezeit, leicht zu verarbeiten.
- Nachteile: neigt zu Frosting und nassen Stellen; langsameres Aushärten (1–2 Wochen).
- Typische Temperaturen: schmelzen 70–75°C (158–167°F); Duftzugabe ca. 65°C (149°F); gießen 55–60°C (131–140°F).
- Duftanteil: 6–10% (Lieferantenmaxima prüfen).
- Paraffinwachs
- Am besten für: Behälter und Säulen; kräftige Farben; gute Haftung an Glas.
- Vorteile: starker Duftwurf, schnelle Aushärtung (24–48 Stunden).
- Nachteile: erdölbasiert; kann rußen bei zu großem Docht.
- Typische Temperaturen: schmelzen 70–90°C (158–194°F); Duftzugabe ~70–80°C; gießen 60–70°C.
- Duftanteil: 6–10% (mit Zusätzen bis ~12%).
- Bienenwachs
- Am besten für: Säulen und Spitzkerzen; natürliche goldene Farbe; lange Brenndauer.
- Vorteile: natürlicher Honiggeruch, kaum Zusätze nötig.
- Nachteile: teuer; nimmt weniger Zusatzduft auf; höhere Viskosität beim Gießen.
- Typische Temperaturen: schmelzen 62–75°C (144–167°F) je nach Qualität; gießen 60–70°C.
- Duftanteil: bis ~3–6% Duft/ÄÖ, viele bevorzugen naturbelassen.
- Mischungen (Soja–Paraffin, Kokos–Soja)
- Am besten für: Ausgleich von Haftung, Duftwurf und Oberfläche.
- Herstellerangaben beachten: Jede Mischung hat optimierte Temperatur- und Belastungsbereiche.
Tipp: Wählen Sie das Wachs passend zum Kerzenformat und Ihren Zielen. Für Anfänger und Tests sind Sojawachs für Behälter sowie Bienenwachs oder Paraffin für Säulen gute Startpunkte.
Duft und Farbstoff: Duftwurf und Farbe richtig einstellen
- Duftöle vs. ätherische Öle
- Duftöle (FOs): stark, stabil, für Kerzen entwickelt, große Auswahl; IFRA-Nutzungsgrenzen prüfen.
- Ätherische Öle (EOs): natürlich, aber variable Stabilität und Duftwurf; Flammpunkt und Oxidation beachten.
- Nutzungsraten-Formel
- Duftgewicht (g) = Wachsgewicht (g) × gewünschter Anteil (z. B. 0,08 für 8%).
- Überschreiten Sie niemals die Maxima des Lieferanten; beachten Sie die Sicherheitsaspekte des Behälters (Entflammbarkeit).
- Temperatur-Timing
- Duft zusetzen, wenn das Wachs gerade unter der Schmelztemperatur, aber noch flüssig ist (z. B. 65°C bei Sojawachs).
- Vorsichtig 2 Minuten rühren, damit sich der Duft bindet; kein Aufschäumen, um Luftblasen zu vermeiden.
- Farbstoff
- Kerzengeeignete flüssige Farbstoffe oder Chips verwenden; vor dem Duft zugeben für gleichmäßige Verteilung.
- Keine Wachsmalstifte verwenden (wachsartige Pigmente verstopfen Dochte und stören die Verbrennung).
Dochte und Größenwahl
- Dochtarten: flachgeflechtener Baumwolldocht (CD, ECO), Dochte mit Kern (Papier/Zink), Holzdochte (knisternd), quadratisch geflochtene Dochte (gut für Bienenwachs).
- Grundsätze zur Größe
- Durchmesser ist entscheidend: größerer Kerzendurchmesser benötigt größeren Docht. Säulen brauchen oft stärkere Dochte als gleich breite Behälter wegen der Wärmeabfuhr.
- Nutzen Sie Lieferanten-Dochtcharts als Ausgangspunkt und führen Sie Probrandversuche durch.
- Leistungsanzeichen
- Zu klein: Tunnelbildung, schwacher Duftwurf, kleine Flamme.
- Zu groß: Rußbildung, Dochtpilz (mushrooming), sehr heißes Glas, schnelle Brennrate.
- Vorbereitung und Platzierung
- Vorgewachste, vorgetabte Dochte erleichtern das Setup.
- Genau zentrieren; mit Dochtaufklebern oder einem kleinen Klecks Heißkleber fixieren; mit Zentrierwerkzeugen stabilisieren.
Behälter und Formen
- Behälter
- Hitzebeständiges Glas (dickwandige Gläser), Dosen oder geprüfte Keramik.
- Behälter leicht vorwärmen (50–60°C / 122–140°F), um nasse Stellen und Spannungsschocks zu reduzieren.
- Innenfläche sauber und glatt halten; vor Gebrauch mit Alkohol abwischen.
- Formen
- Silikon: einfache Lösung, gute Freigabe für komplexe Formen; kann für Stabilität eine Stütze brauchen.
- Polycarbonat/Aluminium: glänzende Oberfläche für Säulen; bei starren Formen Trennmittel verwenden.
- Durchdocht-Formen: Docht durch die Bodenöffnung führen; mit Dichtmasse und einer Öse abdichten.
- Formen leicht vorheizen, um Sprunglinien zu minimieren und gleichmäßige Wandstärke zu gewährleisten.
Sicherheit zuerst: unverhandelbar
- Arbeitsplatz und PSA
- Gut lüften beim Erhitzen von Wachs und beim Einrühren von Duft. Handschuhe und Augenschutz tragen.
- Wärmemanagement
- Wasserbad oder kontrollierte Heizplatte verwenden. Schmelzendes Wachs niemals unbeaufsichtigt lassen.
- Wachs nie direkt über offener Flamme erhitzen; Wachsdämpfe sind entflammbar.
- Brandbereitschaft
- Metalldeckel und einen Feuerlöscher Klasse B oder Backpulver bereithalten. Bei einem Wachsbrand niemals Wasser verwenden.
- Umgang mit Chemikalien
- SDS/IFRA für Duftstoffe prüfen; Flammpunkte und dermale Grenzwerte beachten (besonders bei Wachs-Melts/Kontakt mit Haut).
- Sicherheit bei Gläsern
- Getestete, hitzebeständige Behälter verwenden; keine rissigen oder dünnen Gläser. 0,5–1 cm Abstand zum Rand lassen.
- Verschüttungen und Abfall
- Verschüttetes warm mit Papiertüchern abwischen; verantwortungsvoll entsorgen; Wachs nicht in Abflüsse gießen.
Rechenbeispiele, die Sie oft verwenden werden
- Wie viel Wachs für einen Behälter
- Füllen Sie den Behälter mit Wasser, wiegen Sie in Gramm und multiplizieren Sie dann mit einem Wachsfaktor:
- Soja ~0.86, Paraffin ~0.90, Bienenwachs ~0.96
- Beispiel: 300 g Wasser × 0.86 ≈ 258 g Sojawachs.
- Füllen Sie den Behälter mit Wasser, wiegen Sie in Gramm und multiplizieren Sie dann mit einem Wachsfaktor:
- Duftgewicht
- Bei 8% Anteil: 258 g × 0.08 ≈ 20,6 g Duftstoff.
Schritt-für-Schritt-Projekt 1: Soja-Glas-Kerze (starker Duftwurf)
Was Sie herstellen: Eine 8 oz (ca. 240 ml) Soja-Kerze im Glas.
- Materialien
- 180–200 g Soja-Containerwachs (tatsächliches Gewicht abhängig vom Glas; oben genannte Berechnung verwenden).
- 14–16 g Duftöl (7–8% Anteil).
- 1 Baumwolldocht (z. B. CD 10–12 für ~7–7,5 cm / 2,75–3 in Durchmesser Glas; Chart prüfen).
- Hitzebeständiges Glasgefäß, Dochtaufkleber, Zentrierstab, optional Farbstoff.
- Vorgehen
- Vorbereitung: Glas reinigen und auf ~50–60°C vorwärmen. Docht mittig am Boden befestigen.
- Schmelzen: Sojawachs im Wasserbad auf 70–75°C erhitzen.
- Farbe (optional): Farbstoff hinzufügen und bis zur Gleichmäßigkeit rühren.
- Leicht abkühlen: Wachs auf ~65°C (149°F) abkühlen lassen.
- Duft: Abgemessenes Duftöl zugeben; vorsichtig 2 volle Minuten rühren.
- Gießen: Langsam entlang der Glaswand bei 55–60°C gießen, um Blasen und nasse Stellen zu reduzieren.
- Festlegen: Docht zentriert fixieren; Glas während des Abkühlens nicht bewegen. Leicht abdecken gegen Staub.
- Nachgießen (bei Bedarf): Wenn ein Krater entsteht, in der Nähe des Dochtes kleine Entlastungslöcher stechen und bei 60°C nachgießen.
- Aushärten: 7–14 Tage für optimalen Duftwurf reifen lassen; kühl und dunkel lagern.
- Brenntest
- Nach Reifezeit Docht auf 6–7 mm (1/4 in) kürzen. 2–3 Stunden brennen lassen; prüfen, ob sich ein vollständiger Schmelzrand bis zum Rand bildet ohne übermäßige Flamme oder Ruß. Docht für die nächste Charge ggf. anpassen.
Schritt-für-Schritt-Projekt 2: Bienenwachssäule (sauberer, natürlicher Brand)
Was Sie herstellen: Eine 6 in hohe, 2,5 in (6,4 cm) Durchmesser Säule.
- Materialien
- ~450–500 g Bienenwachs (abhängig vom Formvolumen).
- Quadratisch geflochtener Docht (z. B. #2/0 bis #1; nach Durchmesser wählen und testen).
- Säulenform (Polycarbonat oder Silikon), Dochtstift oder Bodenöffnung, Dichtmasse.
- Optional: bis zu 3% ätherisches Öl (kräftige, harzige Noten funktionieren am besten), Trennmittel für starre Formen.
- Vorgehen
- Docht und Abdichtung: Docht durch die Formbasis führen; mit Dichtmasse und einer Öse abdichten. Docht oben mit einem Stab straff halten.
- Schmelzen: Bienenwachs langsam auf 70–75°C erhitzen (Überhitzung vermeiden; Dunkelfärbung ist ein Zeichen für thermischen Stress).
- EO zusetzen (optional): Auf ~65–70°C abkühlen; vorsichtig 1–2 Minuten rühren.
- Gießen: Form gleichmäßig füllen, um Lufteinschlüsse zu minimieren. Leicht klopfen, um Blasen zu lösen.
- Entlasten und nachgießen: Wenn die Mitte schrumpft, Entlastungslöcher um den Docht stechen, wenn sich eine dicke Haut bildet; mit Wachs gießen, das 5–10°C wärmer ist als der Erstguss, um sichtbare Linien zu vermeiden.
- Entformen: Sobald vollständig fest und kalt, vorsichtig lösen. Docht kürzen.
- Aushärten: 48–72 Stunden vor Brenntest ruhen lassen.
- Brenntest
- Auf 6–7 mm kürzen. Ziel: Schmelzbecken, das in 2–3 Stunden fast bis zum Rand reicht, ohne zu tropfen. Tunnelbildung → Docht größer wählen; starke Rauchentwicklung oder übermäßiges Tropfen → Docht kleiner wählen.
Fehlersuche: Häufige Probleme und Lösungen
- Nasse Stellen (Behälterkerzen)
- Ursache: Wachs zieht sich beim Abkühlen vom Glas zurück. Lösung: Gläser vorwärmen, bei 55–60°C gießen, Zugluft vermeiden, passendes Containerwachs verwenden.
- Frosting (Soja)
- Ursache: Kristallbildung durch Temperaturschwankungen. Lösung: Gleichmäßiges Abkühlen, etwas wärmer gießen, Soy-Mischungen in Betracht ziehen.
- Sinklöcher/Hohlräume
- Ursache: Schrumpfung beim Abkühlen. Lösung: Entlastungslöcher und Nachgießen mit etwas heißerem Wachs.
- Tunnelbildung
- Ursache: Unterdochten oder zu kurze erste Brennzeit. Lösung: Dochtgröße erhöhen; Benutzer anweisen, 2–3 Stunden pro Brennzyklus zu brennen.
- Dochtpilz/Ruß
- Ursache: Zu großer Docht oder zu hoher Duftanteil. Lösung: Docht verkleinern, Duft reduzieren, Docht richtig kürzen.
- Schwacher Hot-Throw
- Ursache: Zu niedriger Duftanteil, Duftzugabe bei falscher Temperatur, unzureichende Reifezeit. Lösung: Optimale Zugtemperatur finden, gut rühren, Duftmenge im zulässigen Bereich erhöhen, vollständige Reife abwarten.
- Raue Oberflächen (Soja)
- Ursache: Unregelmäßiges Abkühlen. Lösung: Leicht mit Heißluftpistole nachbearbeiten oder in zwei Schritten gießen.
Fortgeschrittene Tipps für Konsistenz und Qualität
- Dokumentieren Sie alles
- Führen Sie ein Chargenprotokoll: Wachstyp/Charge, Temperaturen, Duftmengen, Dochtgröße, Behälter, Raumklima und Brenntestnotizen.
- Umgebung kontrollieren
- Ideales Gießzimmer: 20–24°C, geringe Zugluft. Rasche Temperaturschwankungen verursachen Fehler.
- Abstand zum Rand und Etiketten
- 0,5–1 cm Abstand zum Rand einhalten. Warnhinweise anbringen (Docht kürzen, auf hitzebeständiger Oberfläche brennen, max. 4 Stunden, beaufsichtigen).
- Tests über Varianten
- Eine Variable nach der anderen ändern. Vor dem Skalieren mindestens 2–3 Duplikate brennen testen.
Duftkompositionen, die funktionieren
- Notenstruktur
- Top (Zitrus/kräuterig), Mitte (Blüte/Gewürz) und Basis (Harz/Holz/Moschus) kombinieren für Ausgewogenheit.
- Leistungsverbesserer
- Eine harzige oder holzige Basisnote hinzufügen, um flüchtige Spitzen zu verankern; Fixative für Kerzen in Betracht ziehen.
- Mischworkflow
- Erst 5–10 g Probemischungen ansetzen, dann auf 100 g für Wachsversuch skalieren. Verhältnisse in % notieren für einfache Skalierung.
Reinigung, Lagerung und Haltbarkeit
- Reinigung
- Gießgefäße warm auswischen; mit Alkohol nachreinigen. Werkzeuge für jede Wachsart trennen, um Kreuzkontamination zu vermeiden.
- Lagerung
- Kerzen kühl und dunkel lagern; Behälterkerzen abdecken, um Duft zu erhalten. Sonnenlicht meiden (verblasst Farbe, erwärmt Wachs).
- Haltbarkeit
- Die meisten duftenden Soja-/Paraffinkerzen sind innerhalb von 12–18 Monaten am besten. Bienenwachssäulen halten Jahre, wenn sie vor Staub und Hitze geschützt sind.
Kurze Checkliste
- Wachs passend zum Kerzentyp wählen; Schmelz-/Gießtemperaturen beachten.
- Wachs und Duft nach Gewicht berechnen; Herstellermaxima beachten.
- Docht nach Durchmesser dimensionieren; durch Brenntests bestätigen.
- Behälter/Formen vorwärmen; im Zieltemperaturbereich gießen.
- Aushärtezeiten: Soja 7–14 Tage; Paraffin 24–48 Stunden; Bienenwachs 48–72 Stunden.
- Sicherheit: lüften, PSA, kontrollierte Hitze, Feuerlöscher bereithalten, niemals Wasser bei Wachsbrand verwenden.
Wenn Sie verstehen, wie Wachs, Duft, Docht und Form zusammenwirken — und Ihren Prozess dokumentieren — erzielen Sie sauberere Flammen, stärkeren Duftwurf und professionellere Oberflächen. Arbeiten Sie mit kleinen Chargen, ändern Sie jeweils nur eine Variable und Ihre Kerzen werden mit jedem Guss besser.
Оцените этот урок
Войти чтобы оценить этот урок
Ещё для изучения



Ein Stickprojekt beginnen: Grundstiche, Musterübertragung und Spannrahmen vs. Stickring
Sticken verbindet Präzision mit Kreativität. Dieses Tutorial führt dich durch das sichere Einrichten eines Projekts — die Wahl zwischen Stickring oder Rahmen, sauberes Übertragen deines Musters und...
Комментарии (0)
Войти чтобы присоединиться к обсуждению
Прокрутите вниз для загрузки комментариев и оценок